Reisefieber – Die Toten Hosen in Frankfurt (Oder)

Am Samstag vor Pfingsten fand das erste „Warm Up-Konzert“ der aktuellen „Ballast der Republik“-Tour der Toten Hosen in der Messhalle 1 in Frankfurt/Oder statt. Ich hatte zum Geburtstag von meiner Holden 2 Tickets geschenkt bekommen und habe mich somit am Samstag früh (5:09 Uhr – zieh dir das mal rein!) mit einem Freund auf den langen und beschwerlichen Weg von Basel nach Frankfurt gemacht. Wir hatten uns für eine Fahrt mit der Deutschen Bahn entschieden – was einerseits ein grober Fehler war, andererseits aber wahrscheinlich das Wochenende erst richtig spannend gemacht hat :-)

Bis Berlin Ostbahnhof (also den Grossteil der Strecke) lief zunächst alles nach Plan, was ich in der Form von der DB bisher nicht gewohnt war. Es musste also noch irgendetwas kommen – und – tadaaa – ich wurde nicht enttäuscht. Denn der für Berlin Ostbahnhof angekündigte Regionalexpress nach FFO kam zwar planmässig an – bei der Einfahrt wurden die Fahrgäste jedoch darauf hingewiesen, dass dieser Zug auf Grund von Bauarbeiten hier endet. Ein verwirrter Blick auf die umfangreiche Änderungstafel brachte leider auch nicht mehr Gewissheit, denn entweder waren wir beide zu blöd, diese Tafel zu lesen, oder die DB gestaltet diese Infos bewusst unübersichtlich und verwirrend. Also eine nette Bahn-Bedienstete angesprochen, die aus „unserem“ RE ausgestiegen war. „Fahren Sie mit der S-Bahn bis Erkner, und da müssen Sie wieder umsteigen.“ Oha. Alles klar. Und wo ist die S-Bahn nach Erkner? Zum Glück hatte ich auf meinem Galaxy S II die DB Navigator-App, die uns zumindest korrekte Angaben zu Zugverbindungen und Gleisen verriet. Und zwar, dass man erst einmal bis zum Ostkreuz mit der S x fahren muss, um dort in die S y zu steigen, um in Erkner den RE zu erreichen. Fantastisch.
Am Bahnhof Ostkreuz angekommen, fühlten wir uns in alte DDR-Zeiten zurückversetzt; rundherum mehr oder weniger Prärie, nur unterbrochen durch die eine oder andere Baugrube. Offenbar wird am Ostkreuz fleissig gebaut, es sieht dennoch für einen Touri wie wir es sind, eher abschreckend aus. Nach Umstieg in eine andere S-Bahn kamen wir dann in Erkner an. Hier war der Eindruck noch schlimmer, denn es sieht hier tatsächlichh aus wie auf einem verlassenen Geisterbahnhof. Ein Bauzaun verhindert den Zugang zum sowieso mit Brettern vernagelten Kiosk, und auch sonst sieht es aus wie ein Dead End.

Die Gleise enden an der Stelle, wo unsere Bahn hielt, und wir sollten laut DB-App vom Gleis 31 (WTF?!) auf das Gleis 1 wechseln. Nach einiger Suche fanden wir dann tatsächlich einen kleinen Hinweis, man solle in Richtigung Frankfurt/Oder den Bahnsteig Richtung Strasse verlassen, um auf der anderen Seite der Strasse über eine Treppe auf einen anderen, höher gelegenen Bahnsteig wechseln. Wir fanden tatsächlich das Gleis 1 und warteten auf unseren Zug, der in wenigen Minuten kommen sollte. Bis uns ein freundlicher Bahnangestellter darauf hinwies, dass der Zug nach FFO heute und an den nächsten 5 Tagen von Gleis 2 statt Gleis 1 fährt. Was dies bedeutet, kann man sich vorstellen; Treppe runter, unter der Unterführung hindurch, Treppe rauf. So langsam hatten wir es raus, es fing an zu nerven. Immerhin kam der doppelstöckige RE pünktlich und nahm uns dann endlich zuverlässig nach Frankfurt mit.
Endlich in Frankfurt angekommen (mittlerweile über eine Stunde später als angepeilt, es war mittlerweile 15.30 Uhr), schnappten wir uns nach kurzer erfolgloser Recherche nach einer Busverbindung das nächstbeste Taxi, das uns vom Bahnhof zu unserem Hotel bringen sollte. Das Hotel Ramada war dann auch „nur 14 EUR entfernt“. Beim Eintritt in die Hotellobby zeigte sich, dass noch mehr Hosen-Fans die Idee hatten, im Ramada zu übernachten:

Nach dem glücklicherweise relativ zügigen und problemlosen Check-in, bei dessen Gelegenheit wir auch gleich ein Taxi für 17:45 orderten, hatten wir noch genau 1 1/2 Stunden, uns zu akklimatisieren und ggf. etwas zu erholen, bevor es losgehen sollte. Um 17:15 wurde dann ein erstes Bier in der Hotelbar eingenommen, welche ihrerseits von Hosen-Fans belagert war.

Zur Messehalle liessen wir uns wiederum mit einem Taxi chauffieren, da wir mittlerweile auch schon geblickt hatten, dass es mit Öffis hier nicht sehr weit her ist. Von der Location her muss ich sagen, fand ich die Messehalle 1 nicht sonderlich schlecht. Es gibt hier viele Toiletten, lediglich um noch einmal zur Bratwurstbude zu kommen (wir hatten den ganzen Tag über 3 Sandwiche und einen kleinen Burger gegessen), mussten wir das Gelände, von einem Stempel markiert, verlassen. Das Wachpersonal, welches sämtliche Besucher durchsuchte, war sehr freundlich, und keinesfalls „Gorillas“, wie oftmals schon woanders gesehen.
Zum Konzert selber: Kurz nach 20 Uhr kam Andi auf die Bühne, um den Support Act „Wölli und die Band des Jahres“ anzusagen. Wer Wölli nicht kennt: Er war der Drummer bei den Toten Hosen, bis Ende der 90er Jahre ein Autounfall einen Schlussstrich unter diese Tätigkeit zog. Sein Nachfolger wurde der heute nicht mehr wegzudenkende Vom Ritchie, ein ehemaliger Roadie der Hosen. Wölli war dennoch immer irgendwie „da“ und hatte einige Gastauftritte bei den Hosen. Vor kurzem hat Wölli mit seiner „Band des Jahres“ ein Album rausgebracht, von dem ich nur eine Single kannte, und zwar ein Duett mit Campino, welches ich eigentlich nicht schlecht fand. Alle anderen Tracks, die gespielt wurden, kannte ich nicht und ich muss auch sagen, dass ich von Wöllis Gesangsstimme auch nur mässig begeistert bin. Aber sei es drum, es hat dem Ganzen einen würdigen Rahmen gegeben – und seit wann darf ein Support Act genauso gut oder besser sein als der Hauptact :-)
Der Auftritt der Hosen selber war dann auch wirklich (wie erwartet) genial. Es war insgesamt erst mein 2. Hosen-Konzert. Mein erstes war im September 2005 das legendäre „Heimspiel“, das letzte Konzert der „Friss oder stirb“-Tour in der ausverkauften Düsseldorfer Arena, welches es auch auf DVD gibt. Vom Feeling her war das sicher nicht zu toppen; dennoch kochte die Stimmung in der Messsehalle schon nach kurzer Zeit. Das Set war gut gemischt und bestand gefühlt jeweils zur Hälfte aus alten Tracks und Songs vom aktuellen Album. Wie von den Hosen gewohnt (dies konnte ich bereits auf mehreren Konzert DVDs beobachten, gab es 2 (oder waren es sogar 3?) Zugabenblöcke, und jeder Hosen-Fan weiss, dass ein Konzert stets mit dem Track „You’ll never walk alone“ final beendet wird. Die reine Spielzeit war fast genau 2 Stunden, dies war ok, ich hätte aber noch etwas mehr vertragen :-) Da die ersten Konzerte explizit als „Aufwärmkonzerte“ angepriesen wurden, gehe ich davon aus, dass man hier speziell noch das Setting testet, um ggf. Tracks, die live nicht so gut funktionieren, gegen andere auszutauschen. Vielleicht habe ich ja Gelegenheit, eins der späteren Konzerte dieser Tour mal anzusehen, das wäre sicher sehr spannend!

Nach dem Konzert zurück ins Hotel zu kommen, erwies sich als ein weiteres Abenteuer. Die Taxen waren hoffnungslos überlastet, und sammelten ein, was sie konnten. Hier wäre mein Vorschlag, beim nächsten Mal mehr Shuttle Busse einzusetzen (es sollen wohl zwei gewesen sein), die die Gäste an die umliegenden Hotels verteilt. Am Ende warteten wir über eine Stunde auf ein Taxi, das wir dann mehr oder weniger zufällig fanden (oder fand es uns?), als wir schon fast resigniert hatten und beinahe zu Fuss den 6 km Heimweg angetreten hätten. Die Taxifahrer in FFO haben an dieser Stelle ein Lob verdient, denn alle, mit denen wir in diesen 2 Tagen gefahren sind, machten einen hervorragenden Job und waren überaus kompetent und hilfsbereit.

Anschliessend in der Hotelbar nahmen wir noch ein letztes Feierabendbier ein, wiederum gesäumt von jeder Menge Hosen-Fans.

Obwohl nur 4 Bier am Abend getrunken, hatte ich am folgenden Morgen einen fürchterlichen Kopp. Dies führe ich unter anderem darauf zurück, dass wir am Vortag wenig gegessen und vor allem zu wenig getrunken haben. Nach einem ausgiebigen Frühstücksbuffet checkten wir aus und fuhren mit der Bahn (deren Verbindung wir uns dieses Mal vorab noch mal zusammengebastelt hatten :-)) nach Berlin, wo wir gegen 12.45 ankamen. Unser ICE sollte uns gegen 15.45 zurück nach Basel bringen, so dass wir noch 3 Stunden Zeit hatten, uns die Haupstadt anzusehen. Mein Bekannter war erst zwei Wochen zuvor mit seiner Frau dort gewesen, und konnte mir so einen kompakten Überblick über das Regierungsviertel, Brandenburger Tor sowie das Juden-Denkmal geben.

Da es sehr warm war, waren wir nach den 3 Stunden rechtschaffend erschöpft, assen noch eine Currywurst im Bahnhof, um anschliessend unseren Heimweg nach Basel anzutreten. Gegen 23.45 war unser wirklich grossartiges Männerwochenende dann zu Ende. An Tagen wie diesen wünsch ich mir Unendlichkeit.

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